Lichtverschmutzung hat gravierende Folgen für Mensch und Umwelt
Licht ist Leben. Wir brauchen es, um uns wohlzufühlen, ja sogar um überleben zu können. Besonders stark kann man dies merken, wenn die ersten Sonnenstrahlen nach dem langen, dunklen Winter überall für gute Laune und Frühlingsgefühle sorgen. Licht ist Luxus und bietet uns Sicherheit. Instinktiv haben wir Angst vor der Nacht, weil unbekannte Gefahren in der Dunkelheit lauern könnten. Dank der vielen technischen Entwicklungen in den letzten 100 Jahren können wir aber einfach das Licht anknipsen und so die Nacht zum Tag machen.
Die negative Seite der Fortschrittsmedaille kommt allerdings nur selten zur Sprache. Durch die permanente Beleuchtung in den Häusern, in den Städten und auf den Straßen fügen wir Menschen uns und unserer Umwelt wohlmöglich mehr Schaden zu, als uns bewusst ist. Im folgenden Artikel informieren wir Sie über das Phänomen der Lichtverschmutzung und die Auswirkungen von zu viel künstlichem Licht auf Mensch und Umwelt.
In den meisten Städten wird es nachts gar nicht mehr richtig dunkel. Das künstliche Licht von Straßenlaternen, Reklametafeln, aus Schaufenstern und Wohnzimmern sorgt dafür, dass man selbst an klaren Tagen nachts kaum noch Sterne am Himmel sehen kann. Wissenschaftler sprechen bei diesem Phänomen von „Lichtverschmutzung“. Und diese nimmt pro Jahr um etwa fünf bis sechs Prozent zu. Die Dauerbeleuchtung führt aber nicht nur zu einem Verlust der natürlichen Nachtdunkelheit, sie hat auch negative Folgen für den Menschen und seine Umwelt.
Künstliche Beleuchtung verändert das gesamte Ökosystem
Der Wechsel zwischen Tag und Nacht, Helligkeit und Dunkelheit ist ein wichtiger Taktgeber für die Natur. Durch die Lichtverschmutzung kann der chronobiologische Rhythmus von Menschen, Tieren und Pflanzen aber erheblich gestört werden. Dies hat zur Folge, dass der natürliche Wachstumszyklus von Pflanzen durcheinandergebracht wird und Zugvögel und Fischschwärme die Orientierung verlieren. Zudem kommen sich tag- und nachtaktive Tiere, wie etwa Fledermäuse und Vögel, bei der Nahrungssuche plötzlich in die Quere. Für viele Insekten werden Straßenlaternen zur tödlichen Falle. Das gesamte ökologische System kann durch das Zuviel an Licht durcheinandergebracht bzw. empfindlich gestört werden.
Folgen für den Menschen
Auch für den Menschen hat die permanente Lichtflut Folgen. Die nächtliche Beleuchtung kann den Hormonhaushalt durcheinanderbringen und die innere Uhr aus dem Takt bringen. Schlafstörungen sind häufig die Folge. Die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin wird durch künstliches Licht am Abend herausgezögert, das abendliche Einschlafen und das Aufwachen am Morgen werden erschwert und die Schlafzeit insgesamt verkürzt. Schlaf ist aber extrem wichtig für Lernen, Gedächtnisbildung und das Funktionieren des Immunsystems.
Chronische Schlafstörungen wiederum können Mitauslöser für Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit sein. Wie einzelne Studien zeigen, kann die nächtliche Helligkeit dafür verantwortlich sein, dass Jugendliche früher in die Pubertät kommen. Zudem kann nächtliches Licht sogar Depressionen auslösen. So haben amerikanische Forscher in Experimenten mit Mäusen und Zwerghamstern festgestellt, dass Lichteinwirkung während des Schlafs bei den Tieren zu depressionsähnlichen Symptomen führt.
Ein Bericht der Europäischen Kommission sieht aber auch weitere gravierende Folgen der Lichteinwirkung: Zuviel künstliche Beleuchtung könnte im Zusammenhang mit einem erhöhten Krebsrisiko stehen. Grund dafür ist, dass der Östrogenspiegel steigt, wenn im Körper zu wenig Melatonin produziert wird; ein hoher Östrogenspiegel wiederum ist ein Risikofaktor für Brustkrebs. Israelische Forscher konnten diese Ergebnisse bestätigen: Sie fanden heraus, dass in Gebieten mit hoher Lichtverschmutzung das Risiko, an Brust- oder Prostatakrebs zu erkranken, deutlich erhöht ist. Die Ursache liegt wohl darin, dass die Produktion von Melatonin gehemmt wird, wenn im Schlaf Licht durch die geschlossenen Augen auf die Netzhaut fällt. Wird dieses Hormon aber zu wenig gebildet, ist der Körper weniger widerstandsfähig gegen Krebserkrankungen.